„Ich wünsche mir, dass dieses Projekt ein Leuchtturmprojekt wird.“

Gespräch mit Christoph Böck, erster Bürgermeister, Unterschleißheim

In der dritten Folge der Reihe „Zuhause in der Stadt – wie werden wir in Zukunft leben?“ spricht der erste Bürgermeister der Stadt Unterschleißheim, Christoph Böck, mit Dr. Hermann Sottong über Stadtentwicklung und das urbane Leben der Zukunft aus der kommunalpolitischen Sicht.

Hermann Sottong: Unterschleißheim hat derzeit etwa 30.000 Einwohner. Es ist die größte Stadt im Landkreis München, in der Mitte zwischen Flughafen und dem Stadtzentrum von München gelegen. Unterschleißheim hat eine dörfliche Tradition, hat sich in den letzten Jahrzehnten aber radikal entwickelt. Zu Beginn an Sie die Frage: Was ist bei der Stadtentwicklung aus Ihrer Sicht wichtig? Wo setzen Sie Ihre Prioritäten?

Christoph Böck: Früher wurde ein Quartier sehr stark mit Blick auf das Wohnen entwickelt. Heute betrachtet man deutlich mehr. Zum Beispiel spielt auch die Mobilität eine zentrale Rolle. Wie komme ich zum Quartier und wie bewege ich mich innerhalb?

Auch die Themen Umwelt und Natur und den starken Fokus auf den Klimaschutz, das hat es früher so nicht gegeben. Das alles gilt es heute in der Gesamtbetrachtung von vornherein zu bedenken und auf den Weg zu bringen.

Früher hat man geschaut, wie wohne ich dort? Was habe ich für Wohnungen? Wie schaut das aus? Heute spielen die beiden anderen Aspekte Mobilität und Klimaschutz/Umwelt eine deutlich größere Rolle.

Hierfür ist vielfach Know-how von verschiedensten Seiten schon bei der Planung gefragt. Also bei der Verkehrsplanung, der Bauplanung, dem ganzen Aspekt der Ökologie. Das geht bis in die verwendeten Materialien rein, aber auch in die ganzen betriebswirtschaftlichen Überlegungen und auch in den Betrieb der Anlagen der Quartiere.


Hermann Sottong: Und es hört damit nicht auf. Es geht ja auch ins Soziale. Jetzt kann man beim besten Willen als Kommunalpolitiker und Verantwortlicher nicht der Fachmann in allem sein. Wer hilft Ihnen, also jemandem in der Rolle eines Bürgermeisters, dem Verwaltungschef einer mittelgroßen Stadt. Woher bekommen Sie Ihre Unterstützung und wie ist Ihr Verhältnis zu den Kollegen, die die gleichen Probleme haben wie Sie?

Christoph Böck: Ich würde gerne so einsteigen. Es ist für Unterschleißheim etwas Besonderes, ein Quartier wie das Gartenquartier zu entwickeln. Wir machen das ja nicht jeden Tag. Unterschleißheim hat seit mehr oder weniger fünf Jahren eine stabile Einwohnerzahl. Das letzte größere Quartier ist 2015 entstanden. Das Gartenquartier wird schätzungsweise 2023 / 2024, vielleicht sogar erst 2025 fertig. Wir sprechen von fast zehn Jahren, in denen ein größerer Teil entsteht.

Deswegen ist es für uns, den Stadtrat und das gesamte Rathaus etwas Besonderes, das Quartier auf den Weg zu bringen. Gott sei Dank habe ich als Bürgermeister eine kompetente Verwaltung, die dieses schon viel länger macht als ich. Bei der Bauverwaltung, der Bautechnik und dem ganze Bereich Klimaschutz/Umwelt-Planung haben wir entsprechende Fachleute bei uns im Rathaus.

Trotzdem sind wir immer auch auf gute Planer, gute Architekten und gute Mobilitätsmanager angewiesen. Sie bringen neue Impulse und neue Ideen ein. Das spielt bei einem Quartier eine große Rolle. So haben wir die Chance und die Möglichkeit, in einer Stadt wie Unterschleißheim etwas Neues umzusetzen.

Hermann Sottong: Das heißt, wenn man sich was wünschen kann, dann wünscht man sich bei so einem Projekt einen Partner als Investor, dem man vertrauen kann. Der glaubhaft machen kann, dass er die gleichen Anliegen vertritt wie man selbst?

Christoph Böck: Ja, das ist etwas, das man sich als Bürgermeister wünscht. Es ist nicht immer so gegeben. Wir haben aber mit der DV Immobilien Gruppe als Partner schon eine längere Wegstrecke zurückgelegt. Bei der Entwicklung des Business Campus haben wir seit 2014 viel Erfahrung gesammelt und eine vertrauensvolle Zusammenarbeit erlebt.

Das zeigt sich auch an dem gemeinsamen Wettbewerb, den wir für das Gartenquartier ins Leben gerufen und durchgeführt haben. Wir waren alle von Anfang an davon überzeugt, dass das der richtige Weg für dieses Areal ist. Also die Umwandlung von einem Parkplatz in ein Wohnquartier, in Ergänzung zu dem Business Campus und als Abrundung zum hier schon bestehenden Wohnquartier.

Insofern glaube ich, dass es wichtig ist, sich gegenseitig zu vertrauen und die gleichen Ziele anzustreben.

Hermann Sottong: Wir waren vorhin gemeinsam draußen auf dem ehemaligen Parkplatz. Das hat ja schon fast etwas Symbolisches, dass man irgendwann sagen können wird: Wo Autos standen, leben jetzt Menschen.

Christoph Böck: Ja, das ist eine wunderbare, schöne Idee. Letztendlich fast ein kleiner Traum, der hier Realität werden wird. Davon bin ich überzeugt und deswegen glaube ich, dass das auch für die Stadt Unterschleißheim wirklich ein Vorzeigeprojekt wird.

Hermann Sottong: Sie sagten, Sie stehen nicht alleine, Sie können sich auf eine erfahrene Verwaltung verlassen. Das ist sicher sehr wichtig. Andererseits ist bei diesem Projekt viel Neues dabei. Auch für alle, die mit der bisherigen Stadtentwicklung professionell beschäftigt waren, sind einige Aspekte, sind neue Möglichkeiten hinzugekommen. Es wird in vielen Bereichen neu gedacht. Was ist aus Ihrer Sicht für die Stadt Unterschleißheim innovativ, neuartig oder konzeptionell anders?

Christoph Böck: Für uns in Unterschleißheim ist schon besonders, dass wir hier eine Art Kooperation haben. Im Zuge der sozialen Bodennutzung werden wir einen Teil realisieren. Bisher haben wir nur von Investoren nachträglich Objekte gekauft. Hier haben wir von Anfang an die Möglichkeit, ein Quartier mit zu entwickeln. Deshalb können wir die Aspekte, die der Stadt wichtig sind, wie zum Beispiel bezahlbarer Wohnraum, mit einbringen. Das ist sehr spannend. Auf jeden Fall.

Hermann Sottong: Die soziale Bodennutzung ist ein sehr spannender Aspekt. Vielleicht können Sie das noch erläutern. Die Stadt tritt als Bauherr innerhalb des Projektes auf, um genau das zu realisieren, was Sie erwähnt haben, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Im Einzugsgebiet der Metropole München ein ganz heißes Thema. Bei der Quartiersentwicklung berücksichtigen Sie, dass Kindergärtner*innen, Krankenpfleger*innen und Mitarbeiter*innen der Stadtverwaltung hier leben können müssen.

Christoph Böck: Das war im Raum München schon immer eine Aufgabe. Bei den derzeitigen Mietpreisen und der Entwicklung der Grundstückspreise müssen wir auch im Speckgürtel schauen, Wohnmöglichkeiten für alle Bevölkerungsgruppen zu schaffen. Das fängt bei den Kindergärtner*innen an, die wir dringend für unsere Einrichtungen brauchen, die sich aber oftmals das Wohnen in unserem Raum nicht mehr leisten können.

Der Beitrag der Stadt Unterschleißheim ist, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Die soziale Bodennutzung ist 2015 in Unterschleißheim beschlossen und eingeführt worden. Das heißt letztendlich, dass wir bei einer Quartiersentwicklung durch die Schaffung von Baurecht für den Investor einen bestimmten Anteil an der Grundfläche bekommen.

Mit diesem Anteil ermöglichen wir in den weiteren Schritten, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Dank der Wohnbauförderung, die es jetzt auch vom Bund und vom Land gibt, können wir hier als Bauherr auftreten.

Wir werden im Gartenquartier aller Voraussicht nach mindestens ein Kinderhaus und circa 80 Wohnungen errichten. Da das Konzept des Gartenquartiers aus einem Guss kommen soll, sind wir gefordert, uns auch an die Gestaltung zu halten. Wir bauen da nicht komplett etwas Eigenständiges, sondern wir bringen es zusammen mit der DV Immobilien Gruppe auf den Weg.

Ob es am Schluss komplett identisch ist, wird sich zeigen. Die Grundidee vom Gartenquartier wollen wir auch in unserem Bereich umsetzen und das ist auch für uns komplett neu. Bisher haben wir immer nur Stand Alone gebaut und jetzt realisieren wir das Quartier zusammen mit einem Kooperationspartner.

Hermann Sottong: Mit anderen Worten, das wird in der Ästhetik, in der Einbindung und im Grundgedanken gemeinschaftlich?

Christoph Böck: Ja, die Konzeption des Gartenquartiers hat nicht nur mich überzeugt, auch der Stadtrat hat mit großer Mehrheit dem Konzept zugestimmt. Es ist wirklich etwas Besonderes, das hier entstehen wird. Damit es am Schluss ein stimmiges Bild gibt, wollen wir auch unseren Anteil entsprechend gestalten und auf den Weg bringen.

Das ist ein bisschen schwieriger, weil die Nutzung für ein Kinderhaus etwas anderes ist als für Wohnraum. Aber die Herausforderung im weiteren Planungsprozess müssen wir meistern, um am Schluss ein stimmiges Gesamtkonzept zu haben.

Hermann Sottong: Sie haben auch erwähnt, dass der Bund Förderprogramme hat, die Sie dankbar nutzen.

Christoph Böck: Unterschleißheims steht relativ gut da. Wir haben gut gewirtschaftet und müssen nicht über mangelnde Steuereinnahmen klagen. Man kann sich immer beklagen, aber andererseits sind wir dann doch in den Optionen eingeschränkt.

Hermann Sottong: Was würden Sie sich von den höheren politischen Ebenen, Land und Bund wünschen, um die Punkte, die Sie jetzt angesprochen haben, zu realisieren? Also der soziale Aspekt, das Ermöglichen von bezahlbarem Wohnraum, aber auch das Verwirklichen von zeitgemäßen, innovativen Modellen in der Quartiersentwicklung.

Christoph Böck: Beim bezahlbaren Wohnraum brennt es uns wirklich unter den Nägeln. Wir können vielen Bevölkerungsgruppen diese Möglichkeit nicht mehr geben. Diese Bevölkerungsgruppen brauchen wir aber ganz dringend.

Wir finden keine Kindergärtner*innen, keine Busfahrer*innen, selbst Mitarbeiter in den Rathäusern fehlen, weil sie sich das Leben hier nicht mehr leisten können.

Das hängt in der ersten Linie mit bezahlbarem Wohnen zusammen. Vom Bund und vom Land könnte hierfür noch deutlich mehr getan werden. Wir müssen mehr bezahlbaren Wohnraum schaffen und langfristig sichern. Der soziale Wohnungsbau, den es früher gab, fällt immer stärker aus der Bindung heraus. Er geht als bezahlbarer Wohnraum verloren.

Das, was im Moment passiert, reicht nicht aus, um allein den Wegfall des sozialen Wohnungsbaus zu kompensieren. Schön wäre, den kommunalen Wohnungsbau wieder zu verstärken, weil wir dann als Kommune die Möglichkeit haben, Wohnungen zu vergeben. Der soziale Wohnungsbau ist auf der Ebene des Landkreises angesiedelt. Wir wollen aber eigenen Wohnraum schaffen, kommunalen Wohnraum, weil wir dann auch die Vergabe vornehmen können.

Wir könnten so für Bevölkerungsgruppen, die in Unterschleißheim aufgewachsen sind, etwas tun. Für junge Menschen beispielsweise, die dann hier Wohnraum finden und wohnen bleiben können. Vielleicht auch für Studenten. Ich glaube, dass dabei die Kommunen noch stärker unterstützt werden müssten. Vom Bund und vom Land wird hier zu wenig getan.

Hermann Sottong: Die ersten Ideen und Kontakte, um aus diesem ehemaligen Parkplatz etwas Interessantes zu machen, liegen schon ein bisschen zurück. Es hat eine Bürgerbeteiligung gegeben, es gibt Planungsverfahren und baurechtliche Verfahren. Irgendwann wird es dann losgehen, aber die Zeithorizonte sind relativ lang bei so einem großen Projekt. Welche Themen werden in so einem Planungsprozess wichtig?

Christoph Böck: Richtig, die Planungsprozesse sind länger, sie sind aber auch wichtig. Das Thema Bürgerbeteiligung ist wichtig. Es ist ein wesentlicher Baustein und hat hier auf die Planung auch Einfluss genommen.

Natürlich ändert sich in diesem Zeithorizont immer wieder etwas. Wir sehen aktuell die Debatte über die Klimaschutzziele wieder, verstärkt durch die Katastrophen, die wir in Deutschland erlebt haben. Ich bin überzeugt, dass sich solche Umweltkatastrophen auch auf die weiteren Planungen dieses Quartiers auswirken.

Darüber hinaus glaube ich aber auch, dass die Coronapandemie Auswirkungen auf dieses Bauvorhaben haben wird. Das Konzept von Wohnen und Arbeiten, das wir hier realisieren wollen, befindet sich in einem Veränderungsprozess. Und wir werden uns mit dem Investor zusammen diese Veränderungen anschauen und gegebenenfalls noch mal etwas nachschärfen.

Wichtig ist für mich aber auch: Wir wollen ja nicht nur Wohnen realisieren, sondern wie Sie eingangs gesagt haben, soll es ein lebendiges Quartier werden. Die Gemeinschaftsnutzungen werden im Vordergrund stehen. Ich wohne hier nicht ganz allein, sondern ich möchte auch mit meiner Nachbarschaft in Kontakt sein. Ich möchte in einer Gemeinschaft leben.

Genau das wird im Gartenquartier realisiert. Wir schaffen Treffpunkte, wo man zusammenkommen kann. Und das ist etwas, das aus meiner Sicht Bestand haben wird.

Hermann Sottong: Wir haben draußen auf dem Parkplatz dieses ehemalige EADS-Gelände gesehen, wo jetzt andere, neue Formen von Büros entstehen. Das hat nichts mehr mit der Vorstellung eines Industrie- oder Wirtschaftsgeländes zu tun. Es zeigt sich also, dass die alte Philosophie der strikten Trennung von Wohnareal und Gewerbeareal hier in einer neuen Symbiose ganz anders interpretiert wird. Also Wohnen und Arbeiten rücken nicht nur innerhalb des Quartiers, sondern auch durch die Nachbarschaft von Wohnraum auf der einen Seite und Arbeitsumgebungen auf der anderen Seite wieder näher zusammen.

Christoph Böck: Wir wollen mit diesem Quartier Wohnen und Arbeiten wieder stärker miteinander verbinden, aber halt in einer intelligenten Form. Wir wollen hier keine reine Schlafstadt, wo um 20 Uhr die Gehsteige hochgeklappt werden, sondern es soll ein lebendiges Zentrum werden. Aber das ist nicht so einfach, weil man beides betrachten muss. Natürlich muss es einen Bereich geben, wo die Menschen ihre Ruhe haben, wo sie sich wohlfühlen. Deswegen schauen wir, wie man alles in einer intelligenten Lösung miteinander verbindet. Ich glaube aber, dass uns das hier gelingen wird.

Hermann Sottong: Können Sie sich vorstellen, dass das Projekt hier in Unterschleißheim auch über die Grenzen der eigenen Kommune hinweg Vorbildcharakter haben wird? Werden Kollegen aus anderen Kommunen, nicht nur des Münchner Landkreises, bei Ihnen vorbeischauen und sagen: „Wie habt ihr das hier gemacht in Unterschleißheim? Das möchten wir uns gerne anschauen.“

Christoph Böck: Also ich bin schon überzeugt, dass das Gartenquartier wirklich etwas Besonderes ist. Ich habe das bisher in der Form noch nirgendwo gesehen. Deswegen bin ich auch überzeugt davon, dass sich Kollegen aus dem Landkreis oder darüber hinaus anschauen werden, was hier realisiert wird. Wir bringen Wohnen und Arbeiten in einer neuen Form stärker zusammen und fokussieren vor allem das Thema Gemeinschaft.

Hermann Sottong: Im Gartenquartier werden viele innovative Dinge entstehen. Sie haben den Aspekt Wohnen und Arbeiten in dieser neuartigen Kombination erwähnt. Aber auch bei der Baubiologie, der Biotechnologie und der Ökologie ist das Quartier auf der Höhe der Zeit. Es ist somit gegenüber dem Bestand weit fortgeschritten. Können Sie sich vorstellen, dass dieses Projekt auch Rückwirkungen auf die bestehende Stadt haben wird?

Christoph Böck: Man ist bestimmt versucht, auch in diese Richtung zu denken. Aber ich glaube, wir müssen realistisch sein. Bestehende Wohngebiete können nicht so schnell verändert werden. Wenn, dann nur über Generationen.

Wir hatten in den letzten Jahrzehnten die Entwicklung, dass wir sehr stark reine Wohnquartiere entwickelt haben. Es gab aber auch eine Phase, in der versucht wurde, Leben – zum Beispiel Geschäfte – in die Quartiere zu bringen. Das wurde aber oft nicht angenommen. Wir haben in Unterschleißheim Bereiche, wo Geschäfte, Flächen leer stehen. Vielleicht kann man die revitalisieren. Aber reine Wohngebiete, die heute vorhanden sind, wird man nur über Generationen verändern können.

Grundsätzlich glaube ich aber schon, dass die Menschen in der Zukunft wollen, dass wohnen, arbeiten und leben in unmittelbarer Nähe möglich sein sollten. Auch sollten Angebote in unmittelbarer Nähe vorhanden sein, damit man in einer Stadt wie Unterschleißheim nicht nur schläft und zum Leben irgendwo anders hinfährt.

In Unterschleißheim sollte man auch das Leben haben. Deswegen sind im Konzept auch kulturelle Angebote geplant. Das, glaube ich, wird in Zukunft auch die gesamte Stadtgemeinschaft stärken, auch wenn es jetzt nur ein kleines Quartier ist.

Mein Ziel ist letztendlich, die Stadtgemeinschaft zu stärken, eine Verbundenheit und Identifikation mit diesem Quartier zu schaffen. Die Menschen, die hier später einmal wohnen, sollen stolz sagen: Ja, ich wohne in Unterschleißheim. Wir sind eine Kleinstadt, wir sind keine Großstadt. Da ist es wichtig, dass die Identifikation mit den Vereinen, mit den örtlichen Organisationen und Einrichtungen vorhanden ist.

Hermann Sottong: Dieser Quartiersbegriff tendiert dazu, eine Art von Abgeschlossenheit zu suggerieren. Als wir vorhin vom Rathaus hier hergegangen sind, haben Sie gesagt, Sie möchten, dass dieses Quartier offen zur Stadt hin ist. Es soll kein eigener Biotop werden, sondern eine Bereicherung der Stadtgesellschaft insgesamt.

Christoph Böck: Das soll es werden. Es gibt verschiedenste Möglichkeiten, die jeder Unterschleißheimer nutzen kann, sei es zum Einkaufen, sei es ins Restaurant zu gehen. Das Quartier darf nicht abgeschlossen sein, es soll kontaktfreudig sein.

Die Wegeverbindungen sind sehr durchlässig konzipiert, es soll ein offenes Quartier werden, in das auch andere gerne reinkommen. Wir sitzen jetzt gerade in diesem schönen Restaurant „Freiraum“, das jedem Bürger für das Mittagessen offensteht. Das ist etwas wirklich Schönes und das soll im gesamten Konzept des Gartenquartiers umgesetzt werden.

Hermann Sottong: Und wenn wir uns jetzt vorstellen, es ist alles fertig, das Quartier bezogen. Was ist das, worauf Sie sich persönlich am meisten freuen?

Christoph Böck: Am meisten freue ich mich, wenn hier ein lebendiges Quartier entsteht, wo die Menschen sich auch am Abend oder am Wochenende treffen und Leben stattfindet.

Hermann Sottong: Welche Hoffnungen verbinden Sie außerdem mit dem neuen Quartier? Was könnte noch über das hinaus passieren, was jetzt schon absehbar ist?

Christoph Böck: Ich hoffe, dass es ein Wohnquartier wird, wo auch jetzt schon in Unterschleißheim Lebende sagen, okay, da möchte ich gerne wohnen, das passt zu mir. Es wird ein sehr ökologischer Bereich, ohne Autos im Wohnbereich, sodass sich auch Unterschleißheimer durchaus vorstellen können, hier gerne zu leben – ob junge oder ältere Menschen.

Ja, es wird vielfältiger. Natürlich wird es immer Personen geben, die gerne im Reihenhaus wohnen. Aber es wird auch Menschen geben, vor allem jüngere Menschen, die sich mehr Möglichkeiten in unmittelbarer Nähe wünschen. Damit sie nicht immer nach München reinfahren müssen, um etwas zu erleben.

Ich hoffe, dass im obersten Geschoss des Turms etwas entstehen wird, das der Öffentlichkeit zugänglich ist. Ein Café oder ein Restaurant, das auch für Unterschleißheimer*innen und für andere attraktiv ist. Damit dieses Projekt ein Leuchtturmprojekt wird, ist es wichtig, dass da nicht nur wenige wohnen, sondern dass das Gartenquartier öffentlich zugänglich ist.

Das ist angedacht und das können wir zusammen mit der DV Immobilien Gruppe hoffentlich auch realisieren.

Hermann Sottong: Herr Böck, vielen Dank für das Gespräch.

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